Die alte Stadt Trondheim und der enge Stokksund

 Häfen:

Trondheim     06:00 12:00

Rørvik     20:30 21:15

Fünf vor 6 Uhr wurde ich vom Anlegemanöver der Polarlys geweckt. Das ist Trondheim. So nördlich waren wir noch nie und diese Stadt hat eine Vielzahl von Sehenswürdigkeiten zu bieten. Obwohl mich die Neugier antrieb, war Eile unangebracht. Frühstück war auf 7 Uhr festgesetzt, also eine halbe Stunde früher als üblich. Da blieb noch genügend Zeit, sich auf den Spaziergang durch die Stadt vorzubereiten. Außerdem bleibt die Hurtigrute bis 12 Uhr hier vor Anker. Das Buffet war wieder sehr reichhaltig, besonders mit Obst, Gemüse und verschiedenen Fischsorten. Gerade Fisch zum Frühstück ist für uns ungewohnt, aber wir sind hier in Norwegen und da lässt man dem Gaumen diese Freude.

Wenig Schnee lag hier im Norden. Da das Thermometer jedoch 2° C anzeigte, war die obere Schicht zwischendurch geschmolzen und in der Nacht wieder gefroren. Es war also sehr glatt und wir schwankten stets zwischen Spikes anschnallen oder es zu lassen. Wir kamen ohne Blessuren in die Innenstadt, der Fußweg dauerte etwa 20 Minuten. Schon unterwegs griff ich immer wieder zum Fotoapparat, denn das Licht schimmerte in der Morgendämmerung in verschiedenen bläulichen Nuancen. Ich hatte das Stativ mit, da das Licht keine kurzen Belichtungszeiten zuließ. Das kam mir jetzt sehr zupasse.

Durch die Innenstadt ging es zum berühmten Nidarosdom, die Sonne bahnte sich ihren Weg über den Horizont. Um den ganzen Giebel aufnehmen zu können, musste ich mich, trotz Weitwinkel, am Ende des Vorplatzes postieren. Das schienen zahlreiche Touristen nicht zu registrieren, denn fortlaufend stellten sie sich in kurzem Abstand direkt vor meinem Stativ, um ebenfalls das Bauwerk abzulichten. Das ist schon verständlich. Ich schob es auch mehr auf Achtlosigkeit als auf bösem Willen. Trotzdem kostete es Zeit. Hatte man es einigen gerade erklärt und war zurück zum Apparat, standen auch schon die nächsten vor der Linse. Naja, irgendwie hat es dann doch geklappt.

Und dann wollte ich unbedingt noch die Gamle Brua, die berühmte Holzbrücke von Trondheim, fotografieren. Die Lichtverhältnisse waren gerade noch optimal. Auch die alten Speicherhäuser schimmerten in der niedrigen Sonne golden. Aber schon bald schoben sich dunkle Schneewolken zusammen und im heftigsten Schneetreiben ging es zurück zur Polarlys. Wir erreichten sie kurz vor der Abfahrt, hatten uns aber auch beeilt. Zwar will man jede Sekunde ausnutzen, aber das Schiff verpassen wollen wir auch nicht. Wir gingen zwar wegen der Ausfahrt der Polarlys nochmals auf Deck 5, aber die berühmte Festung Munkholmen versank im Schneetreiben und war kaum zu sehen. Also Abbruch der Fotoaktivitäten und Mittag im Restaurant.

Zwischendurch wurde in der Kabine die umfassende Literatur gewälzt. Was ist als nächstes während der Fahrt zu sehen? Man will schließlich nichts verpassen. Natürlich werden größere Sehenswürdigkeiten über Lautsprecher angesagt, aber auch die kleineren Dinge sind sehenswert. Und so viele helle Stunden am Tag haben wir nicht. Obwohl wir es uns dunkler vorgestellt hatten. Aber noch ist der Polarkreis nicht überfahren.

Und so standen wir wieder bald am Bug auf Deck 5 und betrachteten in unseren „Überlebensanzügen“ – Skihose und Parka von Nangaparbat – die Küste. Auch die anderen „Outdoorer“ sahen nicht viel anders aus in ihren dicken Watteanzügen. Auch wenn die Temperaturen nicht so niedrig waren, durch den Fahrtwind riskierte man schnell eine Unterkühlung. Wichtig war auf jeden Fall winddicht! Mit großem hallo wurde der berühmte rote Leuchtturm Kjeungsskjær Fyr passiert. Weiter navigierte der Kapitän das Schiff durch die zahlreichen Schären zum berühmten Stokksund, bei dem schon Kaiser Wilhelm vom Lotsen mit den Worten: „Majestät, hier bin ich der Chef!“ zurecht gewiesen wurde. Und natürlich wurde diese berühmte Passage ausgerufen. Kurze Zeit später füllte sich der nicht breite Laufsteg am Bug, es wurde so eng, dass man wie die berühmten Sardinen in der Dose stand und kaum zu atmen wagte. Ein Holländer bat schnell um ein Bild. Ich gewährte ihm Platz, hatte aber nicht bedacht, dass er mit seinem Handy gleich ein Panoramavideo drehte und er alle Fotografen erst einmal behinderte. Auch eine Strategie so mancher unangenehmer Zeitgenossen, die Hilfsbereitschaft anderer auszunutzen.

Wir gingen uns erst einmal aufwärmen. Den Rest des Tages wollten wir in aller Gemütlichkeit ausklingen lassen. Schließlich lag Rørvik bei unserer Ankunft im Dunkeln und vor uns lag weiterhin die offene Passage Folda. Da gab es nichts zu sehen, nur Schaukelei. So schlimm wurde es dann doch nicht, wir wurden nicht seekrank. Wir unterhielten uns noch mit Bekannten, die wir beim Fotografieren kennen lernten. Sie waren auch schon in Svalbard gewesen und wir tauschten gegenseitig unsere Erfahrungen aus. Das Paar war uns vorher nicht aufgefallen, aber bei mehr als 700 Passagieren auch kein Wunder. Morgen überqueren wir also zum dritten Mal den Polarkreis. Wir sind eben richtige Nordlandfahrer. In diesem Sinne – gute Nacht!