Kirkenes und Wendepunkt der Reise

Häfen (nordgehend):

Båtsfjord 00:30 01:00

Vardø 04:00 04:15

Vadsø 07:30 08:00

Kirkenes 09:45 -

Häfen (südgehend):

Kirkenes - 12:45

Vardø 16:00 17:00

Båtsfjord 20:00 20:30

Berlevåg 22:15 22:30

Kalt war es am frühen Morgen, das Thermometer zeigte -5 C. Gefühlt auf Deck wirkte es bedeutend mehr, noch dazu, weil ich keine Jacke an hatte. Wir waren gerade auf dem Weg zum Frühstück und ich hatte es mir angewöhnt, vorher ein paar Schnappschüsse zu tätigen und die aktuelle Temperatur abzulesen. Båtsfjord und Vardø hatte die Nacht geschluckt, erst Vadsø konnten wir mit einem Auge durch das große Fenster im Restaurant als Ortschaft erkennen. Das war auch eine Kunst, denn es war sehr neblig auf See, dazu schneite es. So hatten wir genug Zeit, uns nochmals die Polarlichter auf der Speicherkarte zu betrachten, im Buch über Kirkenes zu lesen und bei einer Tasse Kaffee mit unseren Freunden die gestrige Nacht zu bereden. Denn das Thema Polarlicht beschäftigte alle, einige wollten wissen, wie man die Qualität verbessern konnte und es galt auch, Enttäuschungen abzubauen, denn Nachtbilder auf fahrenden Schiffen sind eben nicht einfach zu gestalten.

Pünktlich erreichten wir Kirkenes, den Wendepunkt der Hurtigruten. Zahlreiche Reisende nahmen Abschied und flogen mit dem Flugzeug Richtung Heimat. Neue Passagiere stiegen zu und wollten die südgehende Route zur Entspannung nutzen. Wir hatten vier Stunden Aufenthalt und wollten zu Fuß das kleine Städtchen – ca. 5000 Einwohner - erkunden. So groß war der Ort nicht, die Fußwege hielten sich also im üblichen Rahmen und ein wenig Bewegung tat uns gut.

Das war bei den Witterungsbedingungen gar nicht so einfach. Die Wege und Straßen waren zwar freigeschoben, aber weder gestreut noch gesalzt. Das freute unser Naturherz, bedeutete jedoch vorsichtiges und aufmerksames Laufen, denn einen Beinbruch wollten wir nicht riskieren. Also stapften wir in den Ort, betrachteten amüsiert die Straßenschilder, die zweisprachig – norwegisch und russisch – beschriftet waren. Das ist eben historisch gewachsen durch die naheliegende norwegisch – russische Grenze.

So hatten wir den Ort auch schnell durchkämmt, in dem Einkaufszentrum hielten wir uns nicht lange auf, denn uns stand nicht der Sinn nach Shoppen. Vielmehr eilten wir zum Aussichtspunkt auf dem Fjellveg. Dort kann man sehr gut den Hafen einsehen und die dort liegende Polarlys fotografieren. Das war leichter gesagt als getan, denn bergauf auf rutschigem Gelände hieß es Spikes anschnallen, um wohlbehalten dort oben anzukommen. Aber schon auf dem Hinweg begann es zu schneien, der Wind nahm zu und wir konnten die Kapuzen gar nicht so tief ins Gesicht ziehen, um dem eisigen Wind zu entgehen. Also beschlossen wir, zum Schiff zurück zu kehren. So saßen wir entspannt am Mittagstisch, als unsere Polarlys pünktlich in Kirkenes ablegte.

Während der offenen Passage gab es durch das Schneetreiben nicht viel zu sehen. Wir nutzten die Zeit für Kaffeetreffen mit unseren Freunden, luden die Akkus wieder auf, stöberten in der Fachliteratur und waren gegen 15 Uhr wieder auf Deck 5. Es hatte aufgeklart, aber der Wind war noch eisig. So fieberten wir Vardø entgegen. Allerdings wurde es schon wieder dämmrig und die Festungsstadt lag im Finstern, als wir sie erreichten. Allerdings erwartete uns dort ein kleines Spektakel, denn gemeinsam mit dem Hoteldirektor wollten einige der Reisenden – unter ihnen auch Carina, mit ihr hatten wir uns angefreundet - in die eiskalte Barentssee steigen. Das taten sie dann auch, unter großem Hallo und Applaus. Für einen Spaziergang zur Festung reichte dann allerdings nicht mehr die Zeit, deshalb machten wir im Ort noch ein paar Langzeitbelichtungen. Die Straßenbeleuchtung tauchte die Stadt in ein schönes, gelbes Licht und der klare, blaue Himmel lieferte dazu den passenden Kontrast. Da könnten sich sicher wieder Polarlichter zeigen.

Das Abendessen dauerte gefühlt eine Ewigkeit. Hauptsache, jetzt kommt nicht due Durchsage, dass Polarlichter gesichtet wurden, dann wäre es aus mit dem gemütlichen Menü. Die Natur hatte ein Einsehen und schon standen wir nur wenige Minuten später wieder auf Deck 5. In Båtsfjord tat sich jedoch nichts am Himmel. Das ist schade, denn hier im Hafen gab es einen stabilen Standpunkt. Da hätte ich die hohen Iso-Zahlen vermeiden können und wäre somit dem hohen Bildrauschen entgangen. Aber lieber ein paar verrauschte Polarlichter als gar keine Bilder. Und in dem Moment, als wir wieder an Bord waren und die Polarlys Fahrt aufnahm, glühte der Himmel erneut in allen farben und Formen und die Kamera hatte Schwerstarbeit zu verrichten. Meine „Workshop“ - Tätigkeit hatte sich herumgesprochen und ich hatte wieder eine Anzahl Jünger, die mit meiner Hilfe mit ihren kleinen Kompaktkameras Polarlichter fotografieren wollten. Das war nicht so einfach, aber wenn es dann doch klappte, war die Freude in den Gesichtern meiner Schützlinge der beste Lohn.

Berlevåg erlebten wir nur von Deck 4, als wir unseren Nachtkaffee einnahmen. So stark war er nicht, da konnte man es sich leisten, kurz vor dem Schlafen noch eine Tasse „Heeßen“ zu genießen. Außerdem gab es noch eine Menge mit Hannelore zu erzählen. Zwar war man die ganze Zeit auf dem Schiff, doch dies war so geräumig, dass man sich nicht ständig über den Weg lief. Da galt es, die Zeit auch zu nutzen. Hannelore gehörte auch zu der Deck 5 – Gruppe, bestehend aus Naturfreunde und Fotografen, die sich fast ausschließlich der gewaltigen Landschaft und den zahlreichen Lichtstimmungen hingab. Für so manchen an Bord, die nur ab und zu den Weg nach draußen fanden, musste es den Anschein haben, wir würden permanent draußen fotografieren. Und so fragte einer auch, ob wir denn auch mal essen gehen würden. Na aber klar, denn verhungern wollten wir auch nicht und außerdem war das Buffet immer so lecker angerichtet.

Nun sind wir also südgehende Route und die Fahrt neigt sich dem Ende entgegen. Viel zu schnell ist die Zeit vergangen. Den Druck, unbedingt Polarlichter zu sehen, haben wir nicht mehr, die Speicherkarten sind voll. Hafenaufnahmen fehlen uns noch. Aber mal sehen, vielleicht kommen diese tollen Aufnahmen noch. In diesem Sinne – gute Nacht.