Polarkreis und Überfahrt zu den Lofoten

Häfen:

Brønnøysund    00:30 01:00

Sandnessjøen    03:45 04:15

Nesna    05:25 05:30

Ørnes    09:00 09:30

Bodø    12:30 15:00

Stamsund    19:00 19:30

Svolvær    21:00 22:00

Der vierte Tag unserer Schiffsreise begann erneut sehr ruhig, obwohl unsere Kabine im vorderen Bereich des Decks 3 liegt. Hier sind alle Maschinengeräusche sehr gut zu hören. Da kann man beim Anlegen schon mal in der Koje stehen. Die Häfen Brønnøysund, Sandnessjøen und Nesna haben wir nur nebenbei im Halbschlaf mitbekommen. Gott sei Dank klarte es dann ein wenig auf, denn kurz nach 7 Uhr sollte die Überquerung des Polarkreises erfolgen. Und so standen wir, ein kleines Häufchen Unentwegter, und schauten angestrengt nach vorn, um den kleinen Globus auf der Insel nicht zu verpassen. Am Abend vorher konnten wir einen Tipp über die Uhrzeit abgeben, wann die genaue Querung stattfinden sollte. Durch das Lesen einiger Reiseberichte war ich auf einer Zeit kurz nach 7 Uhr aus, so tippte ich 7:11 Uhr und Petra 7:13 Uhr. Aber die Zeit war längst vorbei, als der Globus erschien. Am Ende waren die, die auf 7:17 Uhr tippten, unter den Top Ten! Mit den Aufnahmen im Kasten ging es zum Frühstück, vorher noch die aktuelle Temperatur abgelesen – 4°C. Nicht kalt, aber die feuchte Luft verstärkte das Frostempfinden doch. Dann kam die Polarkreistaufe auf Deck 7. Den Täuflingen wurde eine Schöpfkelle Eiswasser in den Nacken gegossen. Wie sich das Wasser dann auf dem Rücken verteilte, kann ich mir lebhaft vorstellen. Da wir den Polarkreis mit der Costa schon überquert hatten – und im Sommer lässt sich das Wasser leichter ertragen – enthielten wir uns der Prozedur und waren stille Beobachter. Der Kapitän vollzog die Prozedur mit besonderer Freude, aber er schien auch sonst für so manchen Spaß zu haben zu sein. Das passt auch gut zu einem „Kreuzfahrtschiff“: Beste nautische Kenntnisse und dazu noch gute Laune versprühen. Als es draußen noch heller wurde, standen wir erneut vorn auf Deck 5. Die gewaltige Felsenkulisse an der Küste mit den unterschiedlichen Farbtönen, besonders dieses Blau, war faszinierend und aus jedem Blickwinkel sahen die Berge anders aus. Während unseres Aufenthaltes auf dem Deck hatten wir uns mit mehreren Fotografen angefreundet, die ihre Kompaktkamera erst kurz vor der Fahrt angeschafft hatten. Nun waren sie ein wenig über die Qualität ihrer Bilder enttäuscht. Aber zum Fotografieren benötigt man Licht und dieses ist während einer Winterfahrt nun mal rar. Entweder nimmt man die ISO-Zahl hoch, damit die Belichtungszeit schneller wird oder man benutzt ein Stativ! Nur, ein Stativ auf einem fahrenden Schiff bringt nicht so viel. Bleibt nur der Bildstabilisator. Da die beiden kaum Zeit hatten, sich mit der umfänglichen Bedienungsanweisung auseinanderzusetzen, musste ich meine Erfahrungen mit verschiedenen Kameras spielen lassen. So ein kleiner Workshop auf hoher See hat den Vorteil, dass nichts ablenkt und genügend Zeit bleibt. Und es sollte nicht der letzte Workshop dieser Art sein.

Den Halt in Bodø nutzten wir für einen kleinen Spaziergang. Das ist bei Schiffsfahrten sehr wichtig, weil es nur wenige Möglichkeiten gibt. Zwar kann man die MS Polarlys in jedem Hafen verlassen, aber die Aufenthalte sind oft nur wenige Minuten. Und wegen der Kälte heißt dies, immer die ganze Kluft anziehen. Da es Samstag war, waren in Bodø die meisten Geschäfte zu, auch die Touristeninformation. Das haben wir ein wenig bedauert, denn gerade dort gab es die eine oder andere wichtige Information. Allerdings war dies zu verkraften, denn auf der Polarlys gab es für jeden Aussteiger einen Stadtplan, an dem man sich orientieren konnte. Auch, als gegen 14 Uhr ein Schneeschauer das Wandern durch das „Tor zu den Lofoten“ noch ungemütlicher machte, hielten wir dem Wunsch, in die Wärme des Schiffes zurück zu kehren aus und nutzten die ganze Zeit aus. Der Mensch benötigt eben Bewegung zum Wohlbefinden und einen heißen Kaffee kann man auch gut genießen an den großen Fenstern, bei der Ausfahrt aus dem Hafen.

Die anschließende Überfahrt zu den Lofoten war äußerst schauklig und durch das Schneegestöber kaum mit fotogenem Licht beschieden. Genug Zeit also, um wieder im Reiseführer zu lesen und sich auf die nächsten Höhepunkte vorzubereiten, die sicher noch kommen werden. Stamsund erreichten wir während des Abendessens. Vater und Tochter Weiland, mit denen wir den Tisch teilten, hatten daran keine gute Erinnerung, denn Vater Weiland hatte sich dort bei der Silvesterfahrt beim Aussteigen das Bein gebrochen. Da war natürlich die Reise beendet. Die Erzählung war so packend, dass wir noch nach dem Abendessen an den Fenstern zusammen saßen. Als sich Svolvær näherte, machten wir uns wieder Ausgehfertig. Während viele in die Ausstellung „Magic Ice“ wollten, probierte ich mein neues Objektiv aus und machte Langzeitaufnahmen von der Felsenwand gegenüber vom Kai. Der Nebel zog sich zusehends zu und wir mussten uns beeilen. Aber mit den Bildern waren wir zufrieden. Margit und Margitta waren in der Ausstellung bei den Eisskulpturen. Das war zwar interessant, aber wir hätten nichts verpasst.

Um 22 Uhr gab es auf Deck 7 Fischkuchen – fiskekake – und dazu ein warmes Gesöff aus Moltebeere und Schnaps in unserer Trolltasse, die einen stattlichen Preis von 75 NOK, also 10 Euro, hatte. Aber man fährt nur einmal mit der Hurtigrute. Der Raftsund blieb die ganze Zeit im Dunkeln. Als es auf dem Trollfjord zuging, strahlte der Kapitän zwar hinein, aber fuhr daran vorbei. Aber schon der Blick mit dem Scheinwerfer ließ die Dimension der gewaltigen Felsen links und rechts des Fjordes erkennen. Naja, vielleicht bei der Rückfahrt. Die Zeit war voran geschritten, Zeit, in die Koje zu wandern. In diesem Sinne – gute Nacht.