Ausflug auf den Vesterålen

Häfen:

Tromsø 23:45 01:30

Finnsnes 04:15 04:45

Harstad 08:00 08:30

Risøyhamn 10:45 11:00

Sortland 12:30 13:00

Stokmarknes 14:15 15:15

Svolvær 18:30 20:00

Stamsund 21:30 22:00

6:30 Uhr klingelte der kleine Reisewecker, Zeit zum Aufstehen. Schon um 7 Uhr war heute Morgen Frühstück anberaumt, denn sobald wir in Harstad im Hafen ankerten, wollten wir das Schiff wegen unseres Ausfluges über die Vesterålen verlassen. Das Wetter zeigte sich von der typisch norwegischen Seite – wechselhaft. Während wir die mittelalterliche Kirche von Trondenes noch im schönsten Sonnenlicht bewunderten, zog kurz danach ein Schneesturm auf, den wir nur durch die Flucht in das Museum entkommen konnten. Mit zahlreichen Exponaten und Animationen wurde visuell ansprechend die Geschichte des Landes dargestellt und ließ auch einen Einblick in das schwere Leben der Nordmänner zu. Auf dem weiteren Weg über die wunderschöne Bergwelt der Inselgruppe konnte sich die Sonne wieder durchsetzen. Allerdings saßen wir dann im Bus und so konnte ich nur ein paar Schnappschüsse durch die Fensterscheibe anfertigen. Wenn dann wirklich mal ein Fotostopp anberaumt war, zogen dunkle Wolken auf, es schneite heftig und jeder war bestrebt, seine Technik und sich selbst ins Trockene zu bekommen. Dass der Bus bei diesen Stopps schon vorfuhr, so dass die Ausgestiegenen gezwungen waren, einige Meter per pedes zurück zu legen, passt wunderbar als zusätzliches Fitnessprogramm zu einer Seereise. Aber für eine Fotoserie blieben nur wenige Minuten, ehe sich das Unwetter zeigte. Allerdings vergisst man auch nicht die Bilder, die man nicht auf den Sensor bannen konnte, dafür ist das Gehirn zu nachtragend.

Während der kurzen Fährpassage mit Kaffee und Waffeln hatten wir einen Platz an einem Tisch mit Carina und einer englischen Familie ergattert. Die Tochter der Engländer sahen wir öfters an Deck, wenn sie – aus dem Aufenthaltsraum kommen – nicht winterfest angezogen war und trotzdem die Attraktionen der norwegischen Landschaft fotografieren wollte. Allein der Anblick ließ mich frösteln. Auch ihr war sichtlich kalt, aber noch einmal zurück gehen und sich eine Jacke überwerfen, war nicht drin. Aber verpassen wollte sie auch nichts. Dann lieber frieren. Aber dies tat ihrem sonnigen Gemüt keinen Abbruch. Auch jetzt wurde wieder viel gelacht, als wir uns mit englischen und norwegischen Sprachfetzen verständigten. Und die Briten fanden die norwegischen Begriffe sehr lustig und intonierten diese stets wieder, nur unterbrochen von einem schallenden Gelächter.

In Sortland endete unser Ausflug und normalerweise hält der Bus auf der großen Bogenbrücke. Dann können die Ausflügler das aktuelle Hurtigrutenschiff fotografieren, wenn diese direkt unter die Brücke durchfährt. Allerdings hatte die Polarlys zu diesem Zeitpunkt eine halbe Stunde Verspätung. Solange konnte der Bus nicht warten. So wurden wir im Hafengelände abgesetzt und konnten jetzt auf unser Schiff warten. Und auch dies war ein schönes Motiv, die schwarz-rot-weißen Dampfer vor den verschneiten Berghängen bei Sonnenlicht zu erleben. So viele Gelegenheiten hat man nicht, die Hurtigrute in voller Fahrt abzulichten.

Das Mittag wurde so kurz wie möglich gehalten, denn wir wollten das gute Licht zu dieser Zeit ausnutzen und die schöne Natur betrachten. Dunkel wird es noch zeitig genug, da konnten wir uns den anderen Dingen widmen. Stokmarknes erreichten wir noch im Hellen, besuchten dort das Hurtigrutenmuseum und schnüffelten auf der alten Finnmarken herum. Die Gegensätze in der Ausstattung zur Polarlys waren schon gravierend, aber für die damalige Zeit war der Komfort schon ansprechend und gewährleistete sicher eine ebenso interessante und bequeme Reise, wie wir sie jetzt durchführten. Die Ansprüche haben sich eben verändert.

Schon bei der Ausfahrt versammelten wir uns am Bug von Deck 5. Die Einfahrt in den schmalen Raftsund stand an, den wollte keiner verpassen. Es wurde eng und das Licht knapp, denn es dunkelte schnell. Dazu kam eisiger Wind auf und die verschneiten Bergriesen links und rechts zeigten uns erst einmal, wie klein und winzig wir dagegen waren. Und trotzdem harrten wir aus, denn vielleicht gab es die Möglichkeit, in den Trollfjord einzufahren, und dies wollte keiner verpassen. Jetzt war es schon so dämmrig geworden, dass selbst ein Stativ keine Gewähr für scharfe Bilder war. Überall hörte ich ein Fluchen und Schimpfen, wenn die tolle Natur nicht optimal abgelichtet wurde. Dann heißt es eben „Augen auf“ und einprägen. Das ist eben der Vorteil des Menschen, dass die Hirntätigkeit das Gesehene optimiert, uns ermöglicht, trotz schwieriger Lichtverhältnisse die Gegebenheiten erkennen lässt und die Technik aussteigt. Ab und zu holte Petra heißen Kaffee oder Tee, denn es harrten viele vorn aus, denn die Einfahrt in den Trollfjord nahte und keiner wollte seinen guten Platz einbüßen. Deswegen standen auch einmal nur „Platzhalter“ an der Reling, während der Fotograf sich aufwärmen oder anderen Bedürfnissen nachging. Dann ertönte der Lautsprecher, aber die Worte verhießen etwas anderes als erwartet. Denn nicht das Spektakel Trollfjord wurde angekündigt, sondern abgesagt. Weil sich ein Schneesturm ankündigte und uns dicker Nebel erwartete, sagte der Kapitän die Einfahrt in den engen Fjord ab zugunsten der Einhaltung des Linienplanes. Das ist schon nachvollziehbar, denn die Hurtigrute ist ein Fährschiff. Und aus eigener Erfahrung haben wir gesehen, dass der Aufenthalt in einem Hafen ausgedehnt werden muss, wenn eine größere Ladung aufgenommen wird und die obligatorischen 15 Minuten bei weitem nicht ausreichten. Mit einem Schlag verschwanden nahezu alle von der Aussichtsplattform am Bug von Deck 5. Wir nutzten die Zeit zum Aufwärmen und wuschen im Waschsalon nochmals Wäsche. Dies ist eine gute Einrichtung, denn entlastet das mitgenommene Wäschevermögen. Das muss beachtet werden, weil die Ladung im Flieger begrenzt ist.

Svolvær und Stamsund erreichten wir im Dunkeln, wir sahen die Lichter, gingen auch noch ein wenig draußen spazieren. Es war ungemütlich und kein schönes Wetter zum Fotografieren. Nordlichter waren dann sowieso nicht zu sehen. Wir stellten uns vor, wie anstrengend siese Fahrt im Sommer sein muss, wenn es lange hell ist und dazu noch schönes Wetter. Wer kann sich dann ruhigen Gewissens in die Koje legen? Ich bestimmt nicht.

Abends saßen wir zusammen mit Herrn Weiland und seiner Tochter an einem kleinen Tisch vor der Cafeteria. Wir tranken Tee und Herr Weiland hatte noch eine kleine Reserve eines guten Tropfens Whiskey in seinem Gepäck gefunden. Das passte sehr gut zu den Witterungsverhältnissen und wärmte von innen. Danach schlief es sich besser und von der Schaukelei bei der Überfahrt nach Bodø über den Vestfjord bekamen wir nicht viel mit. In diesem Sinne – gute Nacht.