Naturalienmarkt in Voss und Vikafjell

Der Regen hatte uns wieder erwischt, dunkle Wolken zogen durch den Hardangerfjord, Kinsarvik war nicht zu sehen. Es bestand also keine Eile und wir genossen in aller Ruhe das Frühstück mit Blick zum Wasser. Sollte sich eine Lücke in der geschlossenen Himmelsdecke eröffnen, wir würden es sehen. Wir zuckten zusammen, als es an der Tür klopfte. Frau Kaland stand mit einem Fisch vor uns, den sie im Netz vorgefunden hatte, welches sie gestern ausgelegt hatten. Es waren nur drei und so verteilte sie den Fang, schon filetiert,  auf die Feriengäste, einen Fisch behielten sie selbst. Dabei erwähnte sie, dass in Voss internationaler Markt sei und dass sie selbst dorthin fahren würde. Wir überlegten nur kurz und entschieden spontan, ebenfalls nach Voss zum Markt zu fahren. Sollte sich das Wetter wieder Erwarten deutlich verbessern, dann wollten wir von dort aus gleich noch zum Vikafjell fahren, welches ebenfalls eine schöne Fjelllandschaft zu bieten hat. Wir  waren schon vor vier Jahren die Serpentinen hochgefahren und von der Hochgebirgslandschaft beeindruckt. Leider war es damals bewölkt und regnerisch, so dass die tollen Außenaufnahmen noch warten mussten. Das wollten wir dieses Jahr nachholen.
Als kurze Zeit später sowohl die Bautzener als auch unsere Vermieter Naustflot verließen, waren wir ebenfalls startklar und konnten folgen. Der Markt war sehr interessant und hatte Spezialitäten aus vielen Ländern im Angebot. Auf Käse und Wurst aus Holland und Deutschland konnten wir verzichten, diese hatten wir zu Hause zur Genüge. Und natürlich trafen wir Familie Kaland auf dem Markt. Sofort entspann sich ein Gespräch über gute Angebote und wir konnten gleich unsere Norwegischkenntnisse verbessern. Frau Kaland empfahl uns französischen Käse, drei verschiedenen Sorten zu 100 NOK. Petra konnte kosten und der Geschmack war wirklich ausgezeichnet, keine Supermarktqualität. Eingepackt das Ganze und weiter geschaut. Auch in dem Outdoorgeschäft „Ultimo“ sahen wir nach ein paar ordentlichen Handschuhen, die wir auf den Oksen mitnehmen wollten. Hatten sie leider nicht, dafür ging für Petra eine gute Hochgebirgswanderhose und für mich eine preiswert Cargohose in Tarnfarbe über die Ladentheke! Draußen klarte der Himmel immer weiter auf. Wir entschieden uns, das Vikafjell in Angriff zu nehmen. Wer nichts riskiert, der auch nichts gewinnt. Der Weg bis dahin schien ewig zu dauern, oftmals verschwand die Sonne und dicke Wolken schoben sich zusammen. Doch oben auf dem Fjell angelangt, hatte die Sonne wieder gewonnen. Es tauchte die schneebedeckten Flächen in bestes Licht. Hier legten wir unsere Rast ein und bestaunten die natürlichen Schönheiten. In den Seen waren teilweise die Ränder noch vereist und kleine Eisberge trieben auf dem Wasser. Der Einsatz hatte sich gelohnt. Da vor vier Jahren die Stabkirche in Vik restauriert wurde, beschlossen wir, in den Ort zu fahren und auch diese Sehenswürdigkeit ohne Gerüst in Augenschein zu nehmen. Im zweiten Gang ließen wir uns vom Hochland hinuntertrudeln, die Motobremse verrichtete die ganze Arbeit.
Die Kassiererin an der Stabkirche verrichtete bestimmt ihre Ferienarbeit und viel schien heute nicht los zu sein. Sie schlief so fest, wir trauten uns gar nicht, sie zu wecken. Aber dies musste sein, wollten wir in das Innere der Kirche gelangen. 60 NOK ist zwar ein stattlicher Preis für so eine kleine Kirche, für norwegische Verhältnisse jedoch üblich. Selbstverständlich war das Fotografieren nur ohne Blitz möglich, kein Problem für uns, denn wir hatten ein stabiles Stativ mit. Ein Guide, der uns schon erwartete, gab einige Erläuterungen zu den Malereien und Runen in der Kirche. Da es aber schon 17:30 Uhr war, entschloss er sich, seine Arbeit zu beenden und fuhr ab. Auch die Kassiererin, vom nahen Feierabend um 18 Uhr ermuntert, packte schon alle Prospekte zusammen und wartete sehnsüchtig darauf, dass wir das Areal endlich verlassen würden. Den Gefallen taten wir ihr dann auch.
Zurück auf dem Fjell stiegen zunehmend Wolken auf, die Sonne verschwand und es begann leicht zu nieseln. Die Fotos hatten wir im Kasten, auf den wuchtigen Wasserfall bei den Serpentinen mussten wir leider verzichten. Schnurstracks ging es zurück nach Voss. Der Supermarkt hatte noch geöffnet, es war 20:30 Uhr. Nur wenige Seelen verliefen sich zwischen den Regalen. Wer jedoch die Natur genießen will, muss Dämmerung und Regen für die notwendigen Einkäufe nutzen. Und da meine Frau stets die Lefser so wundervoll findet – ganz dünner Kuchenteig mit süßer Füllung – benötigten wir, neben anderen Lebensmitteln, auch diesen Nachschub.
So erreichten wir unsere Ferienhütte zwar ziemlich spät, aber zufrieden mit dem Tageswerk. Insgesamt sind wir heute 243 Kilometer gefahren bei einem Stundenmittel von 57 km/h. Der Verbrauch an Benzin betrug nur 5,9 l/100 km. Das könnte auch daran liegen, dass hier in Norwegen nur 95 OZ angeboten wird, ohne Ethanolzusatz. Das relativiert wenigstens etwas den hohen Benzinpreis.