Steindals- und Tvindefoss
Der Sonnenschein lockte uns aus den Federn. Trotz der Strapaze gestern ging es relativ zügig. Wir wollten nach Nordheimsund zum Steindalsfoss und auf dem Rückweg,
wenn wir schon mal den Vallaviktunnel hinter uns hatten, zum Tvindefoss hinter Voss. Da mussten wir auch am zweistufigen Skjervsfossen vorbei, der Rv 13 windet sich dort in Serpentinen an ihm
vorbei. Vor vier Jahren war es nahezu Harakiri, dort, eingepfercht zwischen Bordstein und Straßenverkehr ein Bild zu knipsen. Mal sehen, wie es diesmal wird. Aber schon auf dem Rv 7 nach
Nordheimsund die erste Überraschung: Mautstation (Bomstasjon). Die kannten wir nicht. Dabei hatte sich an der Straße nichts geändert. Die Auflösung: Ein neuer Tunnel verband jetzt Øystese mit
Nordheimsund, verkürzte die Zufahrt und sparte uns die bisherige Umfahrung der Halbinsel. Nicht schlecht, waren wir halt so früher beim Steindalsfoss. Dieser Wasserfall ist trotz seiner geringen
Fallhöhe von 50 Metern berühmt, weil man an seiner Rückseite entlangwandern kann, ohne nass zu werden. Das haben sich fleißige Händler schon zu Nutze gemacht, denn zahlreiche Souvenirshops säumen
die Attraktion, auf dem Parkplatz halten zahlreiche Busse und überlassen Heerscharen an Touristen ihrem freien Lauf. So eine Attraktion ist eben für alle da und solange jeder den Anderen
akzeptiert, lässt es sich gut leben. Leider schob sich gerade eine dicke Wolke vor die Sonne, so dass der Fall nicht glitzerte und auch der blaue Himmel im Ansatz fehlte. Also warten und schauen,
ob im Handel nicht doch noch etwas Brauchbares dabei ist. Oft bekommt man im „Sømmertilbud“ eine ordentliche Fleecejacke für einen unschlagbar günstigen Preis, selbst für uns Deutsche, die in
dieser Hinsicht sehr verwöhnt sind. Und eine warme Jacke kann man als Naturfotograf in Norwegen immer gebrauchen. Dann endlich, nach einer geschlagenen Stunde riss an einer Ecke die Wolke auf und
ließ ein paar Strahlen auf den Wasserfall scheinen. Technik positioniert, ausrichten und auslösen. Es blieben wirklich nur ein paar Minuten, aber mit dem Ergebnis konnten wir zufrieden sein.
Normalerweise verweilen wir an den Fällen, lassen uns vom gleichmäßigen Rauschen berieseln und verfolgen die Bewegungen des Wassers. Das ist aber am Steindalsfoss wegen des ständigen Begängnisses
nicht möglich, so dass wir den Rückzug antraten. Für die Selbstversorgung in Norwegen ist Nordheimsund ein gutes Pflaster mit zahlreichen Supermärkten. Unsere Favoriten sind REMA 1000 und KIWI,
aber auch COOP und JOKER haben ihre günstigen Angebote. Wir verknüpfen den Lebensmittelerwerb stets mit unseren Touren, um Zeit und Wege optimal zu koordinieren.
Der gleiche Weg auf der Rv 7 führte uns wieder bis Granvin. Unterwegs sind zahlreiche Aussichten (Utsikten), die regelrecht zum Fotografieren und Verweilen einladen.
Hier lässt sich Norwegens schöne Natur mit Weitwinkel sehr schön einfangen, wenn man den hohen dynamischen Lichtumfang berücksichtigt. Von Granvin bis Voss sind es 26 Kilometer, der Tvindefoss
befindet sich gleich hinter Voss auf der linken Seite der Rv 13. In Vorfreude auf den Skjervsfossen erlebten wir die nächste Überraschung. Ein etwa 4 Kilometer langer Tunnel hatte die
Serpentinenpiste entschärft. Natürlich kam anschließend die obligatorische Bomstasjon, die jede Durchfahrt automatisch 40 Kronen in Rechnung stellt. Da sind wir mal auf die Abrechnung nach dem
Urlaub gespannt. Hinter dem Tunnel zeigte ein Wegweiser zu unseren beliebten Fossen. Den werden wir uns bei der Rückfahrt ansehen.
Der Tvindefoss ist ein Kaskadenfall und wegen seiner guten Zufahrt an der E 16 und Rv 13 ein beliebter Fotostopp für Busreisende. Wir waren gegen 16 Uhr am
Wasserfall. Ein holländischer Bus auf dem Parkplatz verhieß eine Vielzahl an Besuchern. Asiatische Touristen hatten das Naturschauspiel in gewohnter Manier in Beschlag genommen: Ablichten vor der
Attraktion in Siegerpose und dann weiter. Meistens dauert es nur 15 Minuten, dann fährt die Gruppe weiter. Allerdings liegt er um diese Tageszeit schon im Schatten. Dafür eignet sich der
Tvindefoss vorzüglich für Langzeitbelichtungen, weil seine feinen Wasserstrahlen dann wie Feenhaar weichgezeichnet werden und mystisch wirken. Trotzdem wollte ich ihn noch mit blauem Himmel
und leuchtend erwischen. Also mussten wir noch einen Vormittag hier verbringen.
Auf der Heimfahrt dann der Abstecher durch die alte Straße vorbei am Skjervsfoss. Obwohl wir nicht durch den Tunnel fuhren, erfasste uns die automatische
Mautstation, denn der Abzweig der alten Straße kam erst kurz vor dem neuen Bauwerk. Ganz gerecht geht es eben auch nicht zu in dieser Welt. Dafür waren die Serpentinen nicht wieder zu erkennen.
Wo sich früher – selbst erlebt – Kolonnen von Fahrzeugen emporquälten und Busse sowie LKW’s den Verkehr zum Stocken und den Gegenverkehr zum Ausweichen brachten, war alles totenstill. Nur der
Fall rauschte in seiner ganzen Pracht. Man konnte in aller Gemütlichkeit sein Fahrzeug auf der Straße parken und das Stativ ausrichten. Die Schönheit des Skjervsfoss scheint sich noch nicht herum
gesprochen zu haben, denn die Imbissbude, die am Beginn der Serpentinenabfahrt stand, ist völlig verwaist. Seit der Tunneleröffnung fuhren die Kundenströme vorbei und die Touristen sind nicht
nachgekommen. Unser Glück war sicher das Verderben des Betreibers. Allerdings muss auch nicht jedes natürliche Kleinod kommerziell ausgeschlachtet werden. Da auch dieser Wasserfall im Dunklen
lag, musste der nächste Sonnenaufgang für eine Fototour genutzt werden.
Wir hatten gerade Naustflot erreicht, als es zu regnen begann. Wir schafften es gerade noch, das ganze Gepäck ins Haus zu schaffen, dann goss es schon in Strömen.
Optimal den Tag genutzt kann man da nur sagen.
Insgesamt zeigte der Tachometer 238 km an, die mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 52 km/h befahren wurden. Der Verbrauch lag mit 5,8 l/100 km äußerst kosten-
und umweltbewusst.