Die Anreise nach Dänemark

Es wird ein heißer Tag werden. Schon 5:30 Uhr zeigte das Thermometer 18 Grad Celsius an. Den ganzen Tag auf den Autobahnen Deutschlands und Dänemark bei hochsommerlichen 30 Grad Celsius zu verbringen, ist nicht gerade das Erstrebenswerte. Aber wir hatten den Fährtermin der Superspeed 2 vor Augen, die 22:15 Uhr in Hirtshals ablegen wird. Diese musste erreicht werden, sollte die Überfahrt nach Norwegen gelingen. Und Hirtshals liegt im hohen Norden der Dänen, 924 Kilometer zeigte das Navigationsgerät an. Quer durch Deutschland verlief die Route,  von Nordsachsen über den Berliner Ring. Die A24 werden wir dann  Richtung Hamburg folgen, allerdings diese City bei Bad Seegeberg  umfahren, um dann bei Padborg die Grenze zu überschreiten. Die restlichen 350 Kilometer auf dem dänischen Motorvej sind wenig aufregend und Entspannung pur. Wir hatten auch einen großzügigen Zeitpuffer von vier Stunden eingeplant, so dass auch gelegentliche Staus uns nicht gefährlich werden konnten.
Um 7:00 Uhr war das Auto vollständig gepackt. Alle Lücken waren restlos ausgefüllt mit Dingen, die man so nach Norwegen mitnimmt. Bei einer Ferienhütte ist Selbstversorgung angesagt. Die Lebenshaltungskosten sind in Skandinavien sehr hoch. Auch wenn wir stets die Gelegenheit nutzten und uns vor Ort in Supermärkten wie REMA 1000, KIWI oder RIMI versorgten, konnte man seine Urlaubskasse mit einer Kiste diverser Konserven, Nudeln und anderen Lebensmitteln entlasten. Außerdem lag unser Häuschen in Naustflot auf der Oksenhalbinsel. Die befand sich an der nördlichen Seite des Hardangerfjordes und allein der Weg zur größeren Ortschaft Granvin beträgt 24 Kilometer. Da muss ein Einkauf gut überlegt sein, denn die Preise für Benzin liegen in Norwegen bedeutend höher als bei uns zu Hause. Und auch die Fotoausrüstung hatte von Jahr zu Jahr zugenommen,  so dass der Kofferraum unseres Kombis sich rasant füllte. Selbst die Rücksitze waren belegt. Wenn ich dann noch bedenke, dass wir stets ein Haus mit Waschmaschine nehmen, sich das Volumen der  Kleidung in Grenzen hielt, weil kurzfristig waschbar, dann staune ich immer wieder, wie viel  Gepäck sich doch ansammelt. Aber meistens benötigt man genau das, was man dann schweren Herzens daheim lässt. Ist eben Murphy’s Gesetz. Damit muss man umgehen können, sonst braucht man nicht in den Urlaub zu fahren.   Von der Familie und von den Nachbarn verabschieden und dann das merklich schwere Fahrzeug in Gang setzen. Adieu Beilrode, aber wir kommen ja wieder.
Die Fahrt verlief wie erwartet unspektakulär, Klärchen zeigte sich von der besten Seite und wollte mit einem Tag den verregneten Sommer bis heute wettmachen. Einen kleinen Aufreger gab es nur auf der A 24, als die gelbe Öllampe plötzlich aufleuchtete. Zuwenig Öl! Durfte eigentlich nicht sein, denn der Wagen war kurz vorher in der Werkstatt zum Check, wie jedes Mal vor der großen Reise. Deswegen hatte ich  nach dem Öl auch im Vorfeld nicht geschaut. Optimal, dass die nächste Tankstelle nur 5 km weit war. Einen Liter nachgefüllt und schon schnurrte unser fahrbarer Begleiter weiter Richtung Norden. In Dänemark mussten wir feststellen, dass sich auch hier in dem letzten Jahr einiges geändert hatte.  In Froslev  am Rastplatz gibt es eine Minibank. Dort holten wir uns jedes Mal dänische Kronen, um nicht mit der Visakarte den Treibstoff bezahlen zu müssen. Bargeld kann man kostenlos ziehen, andere Bezahlvorgänge werden mit einer Gebühr von 1,85% belastet. In Vildmose existiert an der Autobahn die letzte 123-Tankstelle vor Hirtshals, preiswert und mit Selbstbedienung. Bisher zog ein Automat das Bargeld ein und man konnte für diesen Betrag Benzin zapfen. Mitunter war das schon die Versuch-Irrtum-Methode, um den Tank noch mit dem preislich moderat gestalteten dänischen Sprit zu füllen. Gutes Schätzen und Rechnen war angesagt.  Diesmal suchten wir den Geldautomaten vergebens. Es war auf Kartenzahlung umgestellt worden, so dass die Gebühr fällig wird. Das lohnte sich jedoch trotzdem, da der Preis fast zwei Kronen billiger als an allen anderen Rastplätzen davor war. Diese Tankstelle können wir als Geheimtipp nur empfehlen. Bisher sind wir mit unserer Strategie – voller Tank vor der dänischen Grenze und nochmals vor der Fähre auffüllen – sehr gut gefahren und haben das Preisgefälle in den Treibstoffpreisen von Deutschland über Dänemark zu Norwegen ausgenutzt.
Hirtshals erreichten wir  rechtzeitig um 20:25 Uhr und begaben uns sofort zum Color Line-Terminal. 947 Kilometer lagen mit den kleineren Umleitungen hinter uns, bewältigt in 9:56 Stunden reiner Fahrzeit. Die Reisegeschwindigkeit betrug spritsparende 95 km/h bei einem Verbrauch von 6,7 l je 100 km. Nun warteten wir unter zahlreichen Norwegern auf die Fähre. Das war auch für uns neu, sonst dominierten die deutschen Urlauber. Es war auch relativ ruhig, obwohl die Einordnungsbahnen reichlich gefüllt waren. Aber die Norweger fuhren ja heim, der Urlaub war beendet. Da ist die Euphorie nicht mehr so groß. So nahe liegen eben Abschied und Freude.
Die Superspeed 2 kam fast pünktlich, das Auffahren auf die Fähre waren wir gewohnt. Auch das schnelle Tascheschnappen und günstige Plätze belegen. Denn diese Vorgehensweise hatten auch andere für sich entdeckt, so dass es auf jede Sekunde ankam. Die knapp vier Stunden verbrachten wir an einem Tisch im Restaurant mit einer norwegischen Familie.  Sehr angenehm, da auch sie den ganzen Trubel auf der Fähre gelassen nahmen. Anders eine Gruppe norwegischer Teenager, die die ganze Zeit sich gegenseitig beweisen mussten, wie toll und cool sie sind. Aber typisches Gebaren in diesem Alter. Wir waren im Urlaub und an Schlafen war sowieso nicht zu denken. Da übersteht man solche Einlagen schon.